Nachdem wir die grundlegende Rolle und Bedeutung von Medical Affairs in der deutschen Pharmalandschaft beleuchtet haben, widmen wir uns nun den konkreten Karrierewegen und den damit verbundenen Rollen. Medical Affairs bietet vielfältige Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere für Personen mit naturwissenschaftlichem oder medizinischem Hintergrund. Die beiden zentralen und bekanntesten Rollen, die oft den Einstiegspunkt darstellen, sind der Medical Science Liaison (MSL) im Außendienst und der Medical Advisor im Innendienst. Beide Positionen erfordern eine hohe wissenschaftliche Kompetenz, unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrem Arbeitsalltag und den spezifischen Aufgaben.

Medical Science Liaison (MSL): Der wissenschaftliche Außendienst

Der Medical Science Liaison, kurz MSL, ist das wissenschaftliche Gesicht des Unternehmens nach außen und agiert primär im Außendienst. Die Hauptaufgabe eines MSL ist der Aufbau und die Pflege von Beziehungen zu externen medizinischen Experten, den sogenannten Key Opinion Leaders (KOLs). Dies sind führende Ärzte und Wissenschaftler in einem bestimmten Therapiegebiet, deren Meinung und Expertise hohes Ansehen genießen. Der MSL führt mit diesen KOLs wissenschaftliche Gespräche auf Augenhöhe, diskutiert aktuelle Studiendaten (sowohl unternehmenseigene als auch externe), präsentiert neue Forschungsergebnisse und beantwortet komplexe medizinische Anfragen zu den Produkten des Unternehmens. Wichtig ist hierbei der nicht-werbliche Charakter: Es geht um den wissenschaftlichen Austausch, nicht um den Verkauf.

  • Aufgabenprofil: Der MSL identifiziert relevante KOLs, baut langfristige Partnerschaften auf und pflegt diese. Er sammelt wichtige Einblicke (Insights) aus der medizinischen Praxis und von Experten, die für die interne Strategieentwicklung (z.B. für klinische Studien oder medizinische Aufklärung) wertvoll sind. Zudem unterstützt der MSL die Planung und Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen wie Advisory Boards oder Symposien und präsentiert wissenschaftliche Daten auf regionalen und nationalen Kongressen. Die Beantwortung von medizinisch-wissenschaftlichen Anfragen von Ärzten gehört ebenfalls zu den Kernaufgaben.
  • Alltag eines MSL: Der Alltag ist geprägt von Reisetätigkeit innerhalb einer zugewiesenen Region in Deutschland, um KOLs und andere medizinische Fachkräfte in Kliniken und Praxen zu besuchen. Dazu kommen die Vor- und Nachbereitung dieser Gespräche, die Teilnahme an internen Meetings (oft virtuell), die kontinuierliche Weiterbildung im eigenen Therapiegebiet sowie die Teilnahme an nationalen und internationalen Kongressen. Flexibilität und gutes Selbstmanagement sind hier essenziell.
  • Voraussetzungen: Für eine MSL-Position wird in Deutschland häufig eine Promotion (PhD) in Naturwissenschaften (Biologie, Pharmazie, Chemie, etc.) oder ein abgeschlossenes Medizinstudium (MD) vorausgesetzt oder zumindest stark bevorzugt. Entscheidend sind exzellente Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten, eine hohe wissenschaftliche Glaubwürdigkeit, Empathie, Netzwerkfähigkeiten und die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären. Reisebereitschaft ist unabdingbar.
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Medical Advisor: Der medizinische Experte im Innendienst

Der Medical Advisor (manchmal auch Medical Manager oder Scientific Advisor genannt) ist die zentrale medizinisch-wissenschaftliche Anlaufstelle innerhalb des Unternehmens, meist mit Sitz in der Firmenzentrale (Office-based). Während der MSL primär extern agiert, arbeitet der Medical Advisor vorwiegend intern und fungiert als Schnittstelle zwischen verschiedenen Abteilungen.

  • Aufgabenprofil: Der Medical Advisor entwickelt und implementiert die medizinisch-wissenschaftliche Strategie für ein oder mehrere Produkte oder ein Therapiegebiet. Er ist verantwortlich für die Erstellung, Überprüfung und Freigabe von medizinisch-wissenschaftlichen Materialien (z.B. Schulungsunterlagen, Präsentationen, Publikationen) und stellt sicher, dass alle externen Kommunikationen (inklusive Marketingmaterialien) wissenschaftlich korrekt und konform mit den gesetzlichen Vorgaben (z.B. Heilmittelwerbegesetz, HWG) und internen Richtlinien sind. Er beantwortet komplexe medizinische Anfragen, die vom Innen- oder Außendienst nicht direkt geklärt werden können, unterstützt bei der Planung und Auswertung von klinischen Studien (insbesondere nach der Zulassung, z.B. nicht-interventionelle Studien) und liefert medizinischen Input für Marketing-, Vertriebs- und Marktzugangsstrategien (Market Access).
  • Zusammenarbeit: Der Medical Advisor arbeitet eng mit dem Marketing und Vertrieb zusammen, um sicherzustellen, dass deren Strategien und Materialien medizinisch fundiert sind. Er kooperiert mit der klinischen Forschung, der Arzneimittelsicherheit (Pharmakovigilanz) und der Zulassungsabteilung (Regulatory Affairs). Oft arbeitet er auch eng mit den MSLs zusammen, tauscht sich über KOL-Insights aus und unterstützt deren Arbeit durch die Bereitstellung von Materialien und strategischer Ausrichtung.
  • Voraussetzungen: Ähnlich wie beim MSL ist ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches oder medizinisches Studium (Promotion oft vorteilhaft) die Regel. Wichtig sind hier zusätzlich stark ausgeprägte analytische und strategische Fähigkeiten, ein tiefes Verständnis für klinische Daten und Studiendesigns, Projektmanagementkompetenzen und die Fähigkeit, effektiv in funktionsübergreifenden Teams zu arbeiten. Sehr gute Englischkenntnisse sind meist erforderlich.
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Weitere Rollen im Medical Affairs

Neben MSL und Medical Advisor gibt es, je nach Unternehmensgröße und Struktur, weitere spezialisierte oder hybride Rollen. Der Field Medical Advisor kombiniert beispielsweise Aufgaben aus Innen- und Außendienst, was besonders in kleineren Organisationen oder Nischenindikationen vorkommen kann. Mit zunehmender Berufserfahrung können sich Positionen wie Senior MSL/Advisor, Medical Manager (oft mit erster Personalverantwortung oder größerem Produkt-/Therapiegebietsfokus), Medical Lead oder Medical Director (mit umfassender strategischer und oft auch personeller Verantwortung für ein Therapiegebiet oder den gesamten Medical Affairs Bereich) ergeben.

Schlüsselkompetenzen für den Erfolg in Medical Affairs

Unabhängig von der spezifischen Rolle gibt es Kernkompetenzen, die für eine erfolgreiche Karriere in Medical Affairs unerlässlich sind:

  • Wissenschaftliche Neugier und Expertise: Die Bereitschaft und Fähigkeit, sich kontinuierlich in komplexe medizinische Themen einzuarbeiten.
  • Kommunikationsstärke: Die Fähigkeit, wissenschaftliche Daten klar, prägnant und zielgruppengerecht zu kommunizieren (schriftlich und mündlich).
  • Netzwerkfähigkeit und Beziehungsmanagement: Der Aufbau und die Pflege von vertrauensvollen Beziehungen zu internen und externen Stakeholdern.
  • Strategisches Denken: Die Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen und medizinische Aktivitäten im Kontext der Unternehmensziele zu planen.
  • Compliance-Verständnis: Ein fundiertes Wissen über die relevanten Gesetze, Kodizes (z.B. FSA-Kodex) und internen Richtlinien und die Verpflichtung zu ethischem Handeln.
  • Teamfähigkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die Fähigkeit, effektiv mit Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen zusammenzuarbeiten.

Diese Rollen und Kompetenzen bilden das Fundament für eine Karriere in Medical Affairs. Im nächsten Kapitel werden wir uns die Kernfunktionen, die von Medical Affairs Professionals wahrgenommen werden, noch genauer ansehen.


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